Diese Geschichte stammt aus dem alten Griechenland. Aus einer Zeit, als nicht nur Menschen, sondern auch Götter das Land bewohnten. Diese Götter waren sehr mächtig. Sie verfügten über übernatürliche Kräfte und konnten das Unmögliche wahr werden lassen. Die Menschen beteten deshalb zu ihnen und bauten ihnen Tempel. Damit sie die Gunst der Götter erlangten, brachten sie ihnen verschiedene Gaben dar, die sie auch Opfer nannten. Das konnte frisches Obst sein, Getreide, Fleisch oder zum Beispiel süßer Kuchen.
Die Menschen errichteten auch einen Tempel fĂĽr die schönste aller griechischen Göttinnen – Aphrodite, die Göttin der Schönheit und der Liebe. Sie opferten ihr das reifste Obst und die goldensten Ă„hren, beteten zu ihr und Aphrodite erhörte ihre Gebete.
In einem weit entfernten Königreich lebten zu dieser Zeit ein Königspaar und ihre Tochter Psyche. Sie war ein liebes und kluges Mädchen, doch etwas machte ihr sehr zu schaffen. Ob ihr es glaubt oder nicht, es war ihre Schönheit. Psyche war nämlich so schön, dass sich die Leute vor ihr fürchteten. Sie glaubten, dass eine solche Schönheit nicht menschlich sein könnte. Und so wollten sie sich weder mit ihr anfreunden noch mit ihr sprechen, ja, sie wagten es nicht einmal, sie anzuschauen. Stattdessen verneigten sie sich vor ihr, wichen ihr aus und wandten ihre Blicke ab.
Das Gerücht von ihrer Schönheit verbreitete sich und viele Menschen kamen ins Königreich, um vor ihr niederzuknien und ihr Opfer darzubringen.
Doch je mehr die Menschen Psyche verehrten, desto weniger dachten sie an Aphrodite. In ihrem Tempel herrschte schon bald gähnende Leere. Die Göttin war darüber sehr erzürnt und entschied, sich an dem schönen Mädchen zu rächen. Sie überlegte und überlegte, wie sie es nur anstellen sollte. Und dann traf sie ihre Entscheidung: Psyche musste sich in den hässlichsten Mann der Welt…