In den letzten Tagen hatte es in einer Tour geregnet. Doch heute kam endlich die Sonne heraus und die Vögel begannen zu zwitschern. Es war, als freuten sich auch die Schwalben über das schöne Wetter. Selbst die Erstklässler rannten nach dem Mittag jauchzend in den Hof.
Allen voran lief Emma. Sie war immer die Schnellste. Ihre dunklen Locken wippten im Takt ihrer Beine.
„Pass auf, Emma! Nicht, dass es sich ein Vogel in dem Nest auf deinem Kopf gemütlich macht!“, schrie Thomas, der an der Spitze der Jungen rannte.
Emma blieb traurig stehen. Alle anderen Mädchen hatten Flechtzöpfe oder Pferdeschwänze, aber mit ihrem lockigen Haar ließ sich weder das eine noch das andere bewerkstelligen. Selbst das Kämmen war eine Tortur. Emmas Haare machten einfach, was sie wollten.
„Hör nicht auf sie“, sagte ihre Freundin Nicole. „Sie sind nur neidisch, weil du so schnell rennen kannst.“
Aber Emma hing weiterhin ihren trüben Gedanken nach. Es war nicht das erste Mal, dass sie sich mit ihren Freunden verglich. Warum konnte sie nicht auch so schöne, feine Haare haben wie Nicole? Die hatte leicht reden, denn sie lachte ja auch niemand aus.
Ihr Lehrer beobachtete das Ganze aus der Ferne. Er sagte zuerst nichts und ließ die Schüler weiterspielen.
„Kinder“, rief er schließlich, „holt eure Schultaschen. Eure Eltern kommen gleich.“
Die Erstklässler strömten begeistert zum Tor. Die Schule befand sich auf einem Hügel und vom Schultor aus sahen sie bereits, wie ihre Eltern nacheinander zur Schule kamen. Ein paar Minuten dauerte es noch, bis sie oben angekommen waren. Die Kinder waren voller Vorfreude.
„Wen habt ihr auf dieser Welt am liebsten?“, fragte ihr Lehrer.
„Mama!“, rief Emma, ohne zu zögern. „Papa! Mami und Papi! Und Oma!“, schrien die anderen Kinder.
„Sie haben euch auch sehr…