Vom Marienkäfer, der einen Punkt weniger hatte

Auf einer Wiese etwas außerhalb der Stadt lag ein kleines Marienkäferdorf. Eine Familie lebte unter den violetten Glockenblumen, eine andere in der Nähe der Mohnblumen, eine dritte unter der Kornblume. Inmitten der Wiese wuchsen auch einige Gänseblümchen – und dort lebte das Marienkäfermädchen Helena mit ihren Eltern und ihrem Bruder.

Das Marienkäfermädchen Helena war fröhlich und freundlich, das ganze Dorf mochte sie. Sie passte auch gerne auf die Marienkäferbabys auf, wenn deren Eltern etwas zu essen suchten. Sie half, das Dorf sauber zu halten und achtete darauf, dass kein Vogel kam, der sich Marienkäfer zum Mittagessen holen wollte.

Es gab jedoch eine Sache, die Helena traurig machte. Während alle anderen Marienkäfer sieben Punkte auf ihren roten Flügeln hatten, hatte Helena nur sechs. Als sie klein war, machte ihr das nichts aus. Marienkäfer schauen nämlich nicht allzu oft in den Spiegel, sie sehen höchstens mal ihr Bild auf der Wasseroberfläche. Außerdem, wer würde schon seinen eigenen Rücken genauer betrachten?

Aber sobald Helena in den Kindergarten und später in die Schule kam, fand sich immer jemand, der sie an den fehlenden Punkt erinnerte. Einige Marienkäfer fragten einfach nur neugierig, warum sie nur sechs Punkte hatte. Andere machten sich direkt über sie lustig:

„Hahaha, unsere Helena ist kein Siebenpunktler, sondern ein Sechspunktler! Sechspunktmarienkäfer, Sechspunktmarienkäfer!“ Helena war daraufhin tagelang traurig und hatte keine Lust, mit irgendjemandem zu spielen. Auch nicht mit den Freunden, die ihre Punkte nicht zählten.

Eines Tages machten sich die anderen auf dem Schulhof so sehr über sie lustig, dass sie in Tränen ausbrach und weglief. Sie setzte sich unter einen Pilz im hohen Gras am Waldrand. Tränen des Bedauerns und des Zorns liefen ihr über die Wangen. Sie konnte doch nichts dafür, dass sie nur mit sechs Punkten geboren wurde. Aber wenn man…