Die ganze Wohnung duftete nach Kuchen und am Fenster brannte eine Kerze. Aus der Küche hörte Adele ihre Eltern fröhlich plaudern. Sie saß schon eine Weile in ihrem Zimmer und starrte begeistert auf die Geschenke, die sie heute ausgepackt hatte. Von ihren Eltern hatte sie neue Spitzenschuhe und ein Tutu bekommen, und Oma und Opa hatten ihr Karten für die Ballettaufführung Schwanensee geschenkt. In einem der Pakete war sogar eine kleine Aufziehballerina gewesen, die jetzt in Adeles Hand lag. Das Mädchen war im siebten Himmel. Dieser festliche Abend hatte nur einen einzigen Schönheitsfehler.
„Wenn ich nur endlich diese schreckliche Pirouette schaffen wĂĽrde!“, seufzte Adele und warf der Figur einen neidischen Blick zu. Die brauchte man nur mit dem SchlĂĽssel aufzuziehen und schon drehte sie sich fehlerlos im Rhythmus der Spieluhr.
Adele macht schon seit ihrem vierten Lebensjahr Ballett. Mama hatte sie damals zu einer Probestunde angemeldet und Adela war etwas schĂĽchtern gewesen. Die liebevolle und elegante Lehrerin war ihr jedoch auf Anhieb sympathisch und ihr gefiel auch die Musik, zu der sie tanzten. Und als sie dann im Nationaltheater den Nussknacker sah, war es um sie geschehen.
Adele stand auf und schlüpfte in ihre neue Tanzkleidung. Die kleine Aufziehballerina steckte sie in den Nachttisch. Sie machte Musik an und begann mit dem Training. Die Tanzschule, die sie bereits fünf Jahren lang besuchte, bereitete nämlich eine Dornröschen-Aufführung vor und Adele wollte unbedingt die Hauptrolle. Dafür musste sie jedoch eine perfekte Pirouette beherrschen. Das Vortanzen war in der ersten Woche nach den Ferien, doch die Pirouette wollte ihr noch immer nicht gelingen.
Konzentriert zählte sie: „FĂĽnf, sechs, sieben, acht, Drehung!“
Doch auch dieses Mal wurde es nichts. Sie schaffte es nicht, auf den Zehenspitzen zu bleiben. Und als ihr das schließlich gelang, schaffte sie es nicht, die Drehung…