Es war ein wunderschöner FrĂĽhlingsmorgen. Schon seit Sonnenaufgang zwitscherten die Vögelchen ihre Lieder, eines lieblicher als das andere. Nach dem nächtlichen Sturm lag ein betörender Duft in der Luft und die Sonne gab sich alle MĂĽhe, alle mit ihren warmen Strahlen zu streicheln – selbst die kleinsten Pflänzchen auf dem BĂĽrgersteig.
„Wow, das ist vielleicht ein schöner Morgen!“, seufzte eine kleine Pflanze und blickte sich nach allen Seiten um. „Die Sonne scheint, die Vögel singen und in der Nacht hat es geregnet – wir haben also wieder Kraft zum Wachsen. Was könnte man sich mehr wĂĽnschen?“
In dem Moment hopste eine schwarz-weiĂźe Elster vorbei: „Was könnte man sich mehr wĂĽnschen? Sieh dich nur mal um, auf der Welt gibt es so viele Dinge, die man sich wĂĽnschen könnte! Und du gibst dich zufrieden mit einem einfachen Spalt im Gehweg?“
Die Pflanze ĂĽberlegte. Es ging ihm gut, aber… Vielleicht war an dem Gerede doch etwas dran. Nicht weit entfernt war ein von Beeten umsäumter Rasen. Seine dunkle, lockere Erde sah wirklich verlockend aus. Dort wuchsen edle Tulpen, Narzissen und Hyazinthen.
„Guten Tag“, grĂĽĂźte die kleine Pflanze mutig.
„Wer wagt es da, uns zu stören?“, murrte eine der weiĂźen Narzissen.
„Ein einfacher Löwenzahn will mit uns plaudern?“, fragte die Tulpe verächtlich.
„Ich bin also ein Löwenzahn?” Das Pflänzchen lächelte verzĂĽckt. „Welch schöner Name. LĂ–-WEN-ZAHN“, wiederholte der Löwenzahn ein paar Mal. Dann stockte er. Warum waren die anderen Blumen so unfreundlich?
„Der wächst in einer armseligen Ritze und will sich mit uns Beetpflanzen unterhalten“, schnaubte eine gelbe Narzisse.
Der Löwenzahn wurde traurig. Jetzt verstand er, warum die Elster ihn ausgelacht hatte. Diese wunderschönen Blumen bekamen alle Aufmerksamkeit und Pflege, während er sich zwischen die Gehwegplatten quetschen musste und sich niemand für ihn interessierte.
Da meldete sich…