Es waren einmal zwei Freunde. Beide waren so arm wie Kirchenmäuse, doch stets gut gelaunt und immer zu einem Späßchen aufgelegt. Sie nannten einander liebevoll Stein und Kröte.
Eines Tages lagen die Freunde faul am Fluss. Die Sonne schien, das Wasser plätscherte fröhlich vor sich dahin – doch was nützte ihnen das, wenn ihnen lauthals der Magen grummelte.
„Hör mal zu, Kröte“, rief Stein, „ich habe es wirklich satt, von der Hand in den Mund zu leben. Wir können unsere jungen Jahre doch nicht in solch bitterer Armut verschwenden. Wir sollten uns überlegen, wie wir reich werden.“
„Du hast Recht, Stein“, sagte Kröte und sein Bauch knurrte zustimmend. „Reich werden ist aber gar nicht so einfach.“
„Keine Angst, mein Freund. Ich habe einen wunderbaren Plan!“, verkündete Stein. „Du, Kröte, wirst Hellseher.“
Kröte japste überrascht auf. „Hellseher? Wie soll das denn gehen? Ich weiß noch nicht mal, ob es heute etwas zum Abendessen gibt oder ob ich wieder hungrig ins Bett gehen muss. Aus mir wird bestimmt kein Hellseher.“
„Keine Angst, das wird schon“, beschwichtigte ihn Stein. „Du musst nur genau das tun, was ich dir sage. Also hör mir gut zu. Heute Nacht breche ich heimlich ins Schloss ein und stehle das königliche Siegel. Das vergrabe ich unter der alten Kastanie im Schlossgarten. Du gehst dann zum König und sagst, dass du ein Hellseher bist und das verschwundene Siegel wiederfinden kannst. Und zwar unter der Kastanie. Dafür bekommst du dann eine reiche Belohnung. Und die teilen wir dann natürlich untereinander auf.“
Kröte nickte anerkennend. „Das ist wirklich eine tolle Idee!“, rief er schließlich. „So ein Hellseher werde ich gerne!“
Und genauso geschah es. Alles lief nach Plan. Das Siegel des Königs verschwand auf mysteriöse Weise, und der ganze Königshof war auf den Beinen. Der König kommandierte…