Der Sommer neigte sich dem Ende zu und auf den Maisfeldern tauchten die ersten großen Mähdrescher auf. Gemächlich brachten sie die diesjährige Ernte goldener Maiskolben ein. Die lehnten sich die Köpfe zu und flüsterten vor Aufregung darüber, nun eingeholt zu werden. Die Ernte war für sie ein großes Ereignis, auf das sich alle Maiskörner lange vorbereitet hatten. Was wohl dieses Jahr aus ihnen werden würde? Wird Oma Maisfladen backen oder werden sie zu Flakes oder Brei?
Nur ein Maiskorn am äußersten Rand des Feldes zeigte keine Begeisterung. Dort, im Schatten der Kirschbäume, die die Straße säumten, wuchs das Maiskorn Christina. Im Gegensatz zu den anderen war sie ewig unzufrieden und hatte ständig etwas auszusetzen. Auch jetzt war es nicht anders.
Der Kirschbaum, in dessen Schatten Christina wuchs, raschelte mit seinen Blättern:
„Woran denkst du, Christina?“
„Ich habe genug von diesem Gedrängel!“, rief sie unter dem Geräusch der sich nähernden lärmenden Maschine. „Warum muss der Mais so dicht beieinander wachsen? Wir sind hier Korn an Korn wie die Ă–lsardinen zusammengepfercht. Warum können wir nicht wie die KĂĽrbisse nebenan auf dem Boden wachsen? Oder an Bäumen wie die Ă„pfel? Deshalb habe ich einen neuen Plan – nächstes Jahr wird alles anders, du wirst sehen!“, rief sie entschlossen. Doch da wurde sie bereits mit den anderen Maiskörnern von einem riesigen Mähdrescher davongetragen.
Der Kirschbaum wunderte sich: Welcher neue Plan? Warum sollte sie mehr Platz wollen? Und wer hatte jemals erlebt, dass eine Pflanze ganz anders wachsen will, als die Natur es vorsieht? Doch bald hörte er auf, darüber nachzudenken, und genoss weiterhin den Sonnenschein.
Die Sonne wurde nach einiger Zeit durch starke Herbstwinde und Regen ersetzt, danach kamen die Schneeflocken. Während des langen Winters ruhten die Bäume und Felder und warteten geduldig. Was für eine Freude war es, als endlich der…