Pavol Dobsinsky
Drei Rosen auf einem Stiel
Ein Märchen aus der Sammlung des slowakischen Autors Pavol Dobšinsky. In der Liebe zählt nicht nur Schönheit, noch wichtiger sind Menschlichkeit und Güte.
Es war einmal ein kleines
Die Ziegenbabys, die wir Geißlein nennen wollen, waren erst wenige Wochen alt und deshalb hatten sie das Haus immer nur mit ihrer Mutter verlassen. Sie waren noch klein, aber sie tollten immer herum und machten gern Unsinn. Also beschloss Elisa, ihnen die Gefahren zu zeigen, denen sie auf der Welt begegnen könnten.
Ihre Mutter führte sie an einem plätschernden Bach vorbei an den
Elisa wollte ihre kleinen Geißlein gerade zurechtweisen, weil sie die Johannisbeersträucher des Jägers aßen, als sie ganz in der Nähe ein wütendes Bellen
„Liebe Kinder“, sagte Elisa, „ich möchte, dass ihr euch daran erinnert, wie gefährlich es hier ist. Versprecht mir, nie hierher zu kommen!“
„Wir versprechen es, Mama! Diesen großen, schrecklichen Hund werden wir nicht vergessen“, sagte eines der Geißlein mit zitternder Stimme. „Wir werden niemals zum Haus des Jägers laufen!“
Im nahe gelegenen Wald gab es noch mehr
Eines Tages musste Elisa ihre Kinder jedoch allein zu Hause lassen, um auf den Markt einkaufen zu gehen. Als sie ging, erinnerte sie ihre Kinder an die Regeln.
„Ich komme bald wieder, also bleibt zu Hause, verschließt die Tür und öffnet niemandem. Ihr wisst ganz genau, dass ein Wolf in der Nähe herumschleicht“, ermahnte sie ihre Geißlein.
„Ja, Mama“, sagten sie. „Wir werden niemanden hereinlassen, artig sein und darauf warten, dass du zurückkommst. Mach dir keine Sorgen!“
Elisa gab allen einen Kuss zum Abschied, schloss die Tür und wartete darauf, das Geräusch des Schlüssels zu
Die wilden kleinen Geißlein aber begannen sogleich darüber zu streiten, was sie tun sollten, bis ihre Mutter wieder kam. Hinaus durften sie ja nicht, also beschlossen sie, ein wenig zu tanzen und zu singen.
Plötzlich klopfte es ruhig an der
Die Geißlein wurden still und lauschten an der Tür, aber sie ließen sich nicht so leicht täuschen.
„Nein, wir werden die Tür nicht öffnen“, rief eines der Geißlein. „Du kannst nicht unsere Mutter sein, denn sie hat eine viel hellere Stimme. Du klingst wie ein Wolf!“
„Nein! Du bist nicht unsere Mama, du bist der große, böse Wolf!“, rief ein anderes.
Vor der Tür schlug sich der Wolf wütend mit der Pfote auf die
Er zog enttäuscht seinen Schwanz
Er klopfte wieder an die grüne
„Liiiebe Kiiinder, eure Mamaaa ist zu Hause! Ich habe euch frischen Kleeeh mitgebracht! Warum öffnet ihr nicht die Tür für miiich, meine süßen, appetitlichen Kinderchen?“ Der Wolf leckte schon seine
Die Geißlein rannten zur Tür und freuten sich darauf, ihre Mutter zu Hause willkommen zu heißen. Sie war so schnell zurückgekommen und hatte ihnen sogar etwas zum Essen mitgebracht! Doch kurz bevor sie die Tür aufschlossen, sagte einer von ihnen: „Wartet, etwas stimmt nicht. Mama nennt uns doch nie appetitlich.“
„Du hast Recht“, pflichtete ihm das älteste Geißlein bei. „Das hat sie noch nie zu uns gesagt. Und außerdem ermahnte sie uns, wir sollten niemandem die Tür öffnen. Nicht einmal ihr! Sie hat ja ihre eigenen Schlüssel dabei!“
„Was ist, wenn sie ihre Schlüssel verloren hat?“, fragte das jüngste Kind. „Oder wenn sie sooo viel Klee trägt, dass sie die Tür nicht öffnen
„Nun, wir könnten die Tür nur ein kleines bisschen öffnen und wenn es nicht Mama ist, werden wir sie zuschlagen und wieder abschließen!“, schlug jemand vor.
Der Wolf trat schon ungeduldig von einer Pfote auf die andere, als er plötzlich hörte, wie sich die Tür
Kurz nachdem er im Wald angekommen war, kehrte Elisa nach Hause zurück. Sie fand die Tür weit offen und im Haus herrschte ein entsetzliches Durcheinander. Doch vor allem konnte sie ihre Kinder nicht finden! Sie rief besorgt nach
Elisa rannte so schnell sie konnte in den Wald, um ihre Kinder zu retten. Es dauerte nicht lange, bis sie den Wolf einholte. Er war müde und hatte keine Lust, die schwere Tasche den ganzen Weg durch den Wald zu schleppen, also hatte er gleich am ersten Baum angehalten und die Tasche abgestellt.
Elisa stürmte auf den müden Wolf zu und trat ihn so heftig mit ihren Hufen, dass er für immer seinen Appetit auf Ziegenfleisch verlor. Er nutzte seine letzte Kraft, um wegzulaufen und Elisa konnte ihre Kinder aus der Tasche befreien, umarmte und küsste sie und führte sie dann zurück nach
So waren sie endlich wieder vereint. Und von diesem Tag an öffneten die kleinen Geißlein wirklich nie wieder die Tür.