Tief in den Bergen lebte eine alte Frau. Sie wohnte ganz allein, denn ihr Mann lebte nicht mehr und ihre Kinder hatten geheiratet und eigene Familien gegründet. Sie boten ihr mehrmals an, zu ihnen zu ziehen, doch die alte Frau mochte ihre Ruhe und ihre Hütte war von einem wunderschönen Wald umgeben. Es fehlte ihr auch nicht an Gesellschaft. Jeden Tag kochte sie und wanderte über den Hügel zum Dorf, wo ihre Kinder und Freunde die Felder bestellten.
Auf dem Hügel, der sie vom Dorf trennte, wuchs eine alte vertrocknete Eiche. Nur ein paar Blätter und Zweige waren noch grün. Und da die alte Frau schnell müde wurde, legte sie auf dem Weg ins Dorf unter dieser Eiche immer eine Rast ein. Aus Dankbarkeit für den Schatten, den sie ihr spendete, goss sie sie dabei jedes Mal mit reinem Quellwasser.
„Danke, liebe Eiche, dass du mich vor der Mittagssonne schĂĽtzt. Ich wĂĽnsche dir viele grĂĽne Blätter und dass schon bald die Vöglein wieder in deiner Krone singen “, sagte die alte Frau und ging weiter.
Eines Tages hatte sich die alte Frau gerade unter die Eiche gesetzt, als einige zwielichtige Gestalten aus dem Wald kamen. Ehe sie sich versah, war sie umzingelt.
„Hey Alte, gib uns deinen Beutel!“, brĂĽllte einer.
„Räuber“, flĂĽsterte die alte Frau erschrocken.
„Haha, so ist es! Also hör gut zu: Wenn dir dein Leben lieb ist, gib uns schnell deinen Beutel!“
„Es ist nichts drin, nur das Essen, dass ich meinen Kindern bringe“, sagte die alte Frau mit zitternder Stimme.
„Dann bleiben die eben heute hungrig“, grölten die Räuber. Einer von ihnen streckte schon die Hand nach ihrem Beutel aus, als plötzlich seine Beine einknickten und er wie ein gefällter Baum der Länge nach zu Boden fiel.
„Was war denn das?“, rief…