Pavol Dobsinsky
Der Windkönig
Ein Märchen über einen mutigen Jungen, der seine Schwester aus den Fängen des Windkönigs befreien möchte. Um sie zu retten, muss er mehrere Aufgaben erfüllen. Wird er es schaffen?
An einem kleinen Weiher lebte einst ein Pfau. Jeden Tag spazierte er stolz am Ufer entlang und breitete seine prächtigen Federn aus, sobald er einen anderen Vogel traf. Der riesige Fächer voller Farben und Muster, welcher im Sonnenschein glänzte, wurde natürlich von jedem bewundert. Wenn kein Bewunderer in Sicht war, erfreute sich der Pfau selbst an seinem Spiegelbild im See. Manchmal trat er sogar einen Kieselstein ins Wasser, nur um die Oberfläche zu trüben und seine eigene Schönheit in Bewegung zu bewundern, wenn das Wasser kleine Wellen schlug. Im Laufe der Zeit verwandelte sich sein Stolz in Arroganz und Hochmut. In seinen Augen waren die anderen Vögel nicht schön genug, um es wert zu sein, mit ihnen zu sprechen oder, noch schlimmer, etwa Zeit mit ihnen zu verbringen. Alle um ihn herum waren deswegen sehr verärgert und so kamen die anderen Vögel auf die Idee, dem aufgeblasenen Vogel einen Streich zu spielen.
Mit dieser Aufgabe wurde der Kranich beauftragt. Denn er war, mit seinem dürren Körper, der grauen Farbe und den dünnen Beinen, verglichen mit dem Pfau, der unauffälligste und gewöhnlichste Vogel. Weit und breit gab es keinen Vogel, der so langweilig und unscheinbar war wie der Kranich.
Es war ein wunderschöner Morgen. Die Spatzen zwitscherten und die Sonne schien. Als der Kranich bemerkte, dass der Pfau sich selbst bewunderte und seine bunten Federn glättete, machte er sich auf den Weg, um dem hochnäsigen, eitlen Gesellen eine Lektion zu erteilen. Als sie sich begegneten, begann der Pfau sofort, den Kranich zu verspotten.
„Oh, Kranich, wieso machst du nichts aus deinen Federn!? WĂĽnschst du dir nicht manchmal, etwas interessanter auszusehen? Schau, wie langweilig und eintönig du bist! Diese traurige Farbe, der schlappe Schwanz und die lächerlichen knochigen Beine“, verhöhnte er den Kranich, wissend, dass seine Schönheit noch…